Die Sichtung der aktuellen Literatur in PubMed, sowie der Erfahrungsaustausch mit den behandelnden Kollegen zeigt, dass es weder einen allgemeingültigen „Gold-Standard“, noch ausreichende Evidenz in der Behandlung des KMÖS gibt, noch sind die möglichen Risikofaktoren eindeutig identifiziert.
Eine systematische Erfassung der möglichen Risikofaktoren ist in der aktuellen Literatur nicht zu finden, noch sind Inzidienzen für einzelne Risikogruppen ableitbar. Einigkeit besteht über den Einsatz des MRTs als beste Möglichkeit zur Diagnostik, auch die Szintigraphie und besondere CT-Techniken finden Erwähnung in der Literatur, jedoch ist die Abgrenzung im MRT zu anderen Knochenmarkveränderungen, insbesondere zu den Frühformen der Osteonekrose wiederum uneinheitlich.
Die Evidenz für alle praktizierten Behandlungsmethoden ist schwach. Schon in der grundsätzlichen Frage, ob eine Entlastung der betroffenen Extremität die Ausheilung beschleunigt, fehlt es gänzlich an kontrollierten Untersuchungen (Evidenz-Level IV, Expertenmeinung). Ähnliches gilt für die ESWT und die Magnetfeld-Therapie, für beide Verfahren sind nur einzelne und kleine Fallserien verfügbar, die eine Wirksamkeit der Behandlungen postulieren (Evidenz-Grad III, deskriptive, nicht-kontrollierte Studien).
Die noch beste Evidenz existiert für die Anwendung von Prostavasin und Bisphosphonaten als Off-Label-Therapie: Für beide Therapien wurde in Fallserien oder prospektiv-kontrollierten Studien mit geringen Patientenzahlen belegt, dass die Anwendung den Heilungsverlauf beschleunigen und Schmerzen reduzieren kann (Evidenz-Level IIb, einzelne, kontrollierte Studien mit kleinen Fallzahlen). Studiendesign und verwendete Therapiekombinationen unterscheiden sich dabei allerdings ebenso erheblich, wie die angewandten Outcome-Parameter.
Offensichtlich ist das relevante und häufige Krankheitsbild des KMÖS ungenügend untersucht und uneinheitlich behandelt. Wir hoffen, mit der geplanten systematischen Erhebung den Grundstein für weitere Studien und letztlich eine Standardisierung der Therapie legen zu können, und hoffen auf rege Teilnahme der osteologischen Gemeinschaft.